S wie SCHWABENKINDER
Aufgrund der großen Armut im Oberen Vintschgau wurden jahrhundertelang und noch Anfang des 20. Jahrhunderts die Kinder mitgliederstarker Familien den Sommer über ins reiche Schwabenland geschickt. Schlicht und einfach, um einen Esser weniger bei Tisch zu haben.
Die lange und beschwerliche Reise musste zu Fuß unternommen werden, meist bis Ravensburg, wo ein regelrechter „Kindermarkt” stattfand, und wo die Kinder dann auf die verschiedensten Großhöfe verteilt wurden. Im Herbst wurden die Kinder wieder „eingesammelt” und zurückgeführt. Der Lohn bestand in kostenloser Verpflegung, im Kleiderlohn „Doppeltes Häs” (= ein doppelter Satz Kleidung) und, je nach dem Großmut des jeweiligen Bauern, in einigen Gulden.
Ein Dokument von 1896 bezeugt 52 Kinder, die zur Sammelstelle nach Mals kommen, 8 Kinder stammen aus Mals selbst.
Im „Vinschger Museum” in Schluderns wird dieses typische Vintschger Thema speziell aufgearbeitet.