B wie BURGEIS
Burgeis als Name wird urkundlich das erste Mal 1161 erwähnt. Der vorrömische Name „Burgusium” oder” Burgusia” bezog sich auf eine Befestigung. Bereits in vorgermanischer Zeit wird der Stamm „Burg” in den Alpengebieten verwendet.
Seehöhe: 1.216 m
Einwohner: Mit ca. 850 Einwohnern die größte Fraktion von Mals.
Besonderheit: Es gibt eine Gemeindeordnung aus dem Jahr 1575.
Sakrale Sehenswürdigkeiten:
Nikolauskirche, romanische Chorturmkirche, 1199 geweiht, mit romanischen Fresken um 1200 (Majestas Domini mit Symbolen der Evangelisten und dem Opfer Abels). Geschnitzte Kassettendecke mit Unterzug von 1523. Turm mit Spitzpyramide.
Pfarrkirche zur Empfängnis Mariae: Das erste Mal wird die Kirche 1150 erwähnt. Polygonaler Chor in romanisch-gotischem Mischstil aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Spitzturm und Langhaus aus dem 15. Jahrhundert. Netzrippengewölbe. Im Vorjoch Tonnengewölbe. Besonderheit: Das romanische Portal mit den so genannten „Tatzelmänchen”, und eine der drei „Vinschger Madonnen” (eine weitere ist im Museum des Klosters St. Johann in Müstair und die dritte in der alten Kapelle der Churburg zu sehen). Seit 1186 wird Burgeis vom Stift Marienberg aus seelsorglich betreut.
Michaelskapelle am Friedhof, 1180 geweiht. hl. Michael, gen Mals gelegen, um 1650 er bauter und zur Pestzeit verlobter Kirchenbau. Übereck gestellter Fassadendachreiter mit Kuppelhaube, polygonaler Chorschluss. Tonnengewölbe mit Stichkappen.
Die Martinskapelle, außerhalb des Dorfes gen Mals gelegen, ist ein kleiner Zentralbau auf oktogonalem Grundriss aus dem 17. Jahrhundert mit Rundbogentür, Flachbogenfenster und Schindeldach.
Heiligkreuzkapelle, am Weg nach Marien berg, an Stelle einer älteren St. Zeno Kirche (von 1131) um 1699 errichtet. Hölzerner Dachreiter, gerade abschließender, abgesetzter Chor, Tonnen- und Gratgewölbe. Vierpassfenster.
St. Martin in Zerz: Anstelle einer karolingischen Kirche (von der noch Fragmente erhalten sind) zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Matthias Rediff errichtet und 1715 durch Fürstbischof Ulrich VII. von Chur geweiht. Fassadendachreiter, Flachbogentür, Tonnengewölbe. An den Sohn des Matthias Rediff, Johann Baptist Rediff, erinnert das sogenannte „Rediffianium” in Meran.
Die Kapelle zu Ehren der Heiligen Familie am Fischgaderhof hat eine Rundapsis und Rundbogenfenster. An der Giebelseite befindet sich eine Rechtecktür zwischen zwei Rundbogenfenstern. Das Schindeldach hat einen hölzernen Dachreiter. Der kleine Altar mit Bild (Heilige Familie) und 4 Säulen dürfte aus der Zeit um 1800 stammen. Die heutige Kapelle wurde zwar erst 1882 von Abt Petrus Wiesler von Marienberg geweiht, aber die Glocke im Türmchen trägt die Jahreszahl 1675 und aus einem Ehe- und Traubuch geht hervor, dass 1750 in der Kapelle eine Hochzeit gehalten wurde. Der Fischgaderhof (im Dialekt „Gschtoodr”) selber wurde 1290 vom Marienberger Abt Konrad erbaut.
Profane Sehenswürdigkeiten:
Fürstenburg: Die Fürstenburg, zwischen 1272 und 1281 von Konrad von Belmont, Fürstbischof von Chur, erbaut (daher auch der Name), steht vermutlich auf einem älteren Vorgängerbau. Bergfried und Teile der Burg sind romanisch geblieben, im 16. Jahrhundert bekam sie die heutige Gestalt, also die Loggien, Stuben mit Kassettendecken, Kapelle mit polygonalem Schluss und Kreuzgratgewölbe, Wandmalereien. Der Diözese Chur geht – im Rahmen der Säkularisation ab 1802/03 – mit dem Verlust des Vintschgaus auch die Burg verloren. Besitzer der Burg ist heute das Kloster Marienberg, das die Burg aber ans Land Südtirol vermietet hat. Heute ist eine „Landwirtschaftliche Schule” in der Fürstenburg untergebracht.
Burgruine Kastellatz: Es sind nur mehr kümmerliche Mauerreste auf einem bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelten Hügel (1.680 m) oberhalb des Klosters Marienberg vorhanden. Nach der Klosterchronik wurde die Burganlage noch im 12. Jahrhundert von Ulrich von Tarasp, dem Stifter von Marienberg, geschleift, damit von der Burg zu keinen Zeiten eine Bedrohung für das Stift ausgehen kann.
Dorfplatz mit Michaelsbrunnen.
Viele schöne, vorbildlich restaurierte Bürgerhäuser im romanischen Stil. Eine erstklassige Sennerei (siehe unter „Sennerei”).
Hinweis: Das wichtigste Nachschlagewerk über Burgeis ist die „Geschichte der Dorfgemeinschaft Burgeis” von Dr. P. Martin Angerer (OSB), Eigenverlag
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