M wie MALS
Von einigen Namensforschern wird der Name Mals wie folgt abgeleitet: „Mallum” = „Mal” = „Thingstätte, Gerichtsplatz.” Zutreffender als die germanische Ableitung dürfte jedoch die keltische Wurzel „mal” = „Berg” (aber auch „Almleger”, „Almstaffel”) sein. Eine dritte Version lässt Mals vom Wälischen „maw” = „groß, ausgedehnt” und „ilys” = Wohnung kommen. Nordöstlich von Mals, liegt Malettes, eine Hochweide auf ca. 1.600 m, und dieselbe wird auch als ursprünglicher Siedlungsplatz angenommen (siehe Foto Seite 23).
Die Ortsteile von Mals sind: Grozzes, Hauptplatz (die „Platzler”), Unterdorf, Oberdorf und Russland (der westlichste Teil von Mals, der dem Oberwind besonders stark ausgesetzt ist und der deshalb im Winter als besonders kalt – fast sibirisch – empfunden wird), früher auch die „Puniger” genannt. Urkundlich wird Mals das erste Mal 1094 erwähnt.
Dass der Siedlungsplatz Mals aber viel älter ist, beweisen archäologische Funde, die eine durchgehende Besiedlung von der Jungsteinzeit an dokumentieren. Die bronzezeitlichen Siedler werden der Laugen-Mellaun-Kultur zugerechnet. Die Römer betrieben sogar eine ausgedehnte Siedlung in Mals. Äußerst wichtige Funde aus der Römerzeit und bis hinein ins Frühmittelalter wurden in den letzten Jahren am „Paulihof” (Familie Hafner) in Mals gemacht.
Die Kirche von St. Benedikt wurde um 750 n. Chr. erbaut und die karolingischen Fresken noch vor 800 n. Chr. aufgetragen. Aufgrund der Vielzahl seiner Kirchen wurde Mals früher auch Siebenkirchen genannt.
Sakrale Sehenswürdigkeiten:
MARIA HIMMELFAHRT: Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt wird 1292 das erste Mal (in der Chronik des Benediktinermönchs Goswin) erwähnt. Aus dem Jahr 1297 stammt ein Ablassbrief. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wird die ehemals romanische Kirche gotisiert und 1479 neu geweiht. Aber bereits 1499 brennt sie während des Engadiner Krieges ab. Sie besitzt einen von Peter Glückh 1523 begonnenen und (laut einer im Jahr 2012 gefundenen Urkunde in der Turmkugel) schließlich 1588 fertig gestellten gotischen Kirchturm mit gedrungenem Achteckhelm. Im Rahmen der Franzosenkriege brennt die Kirche 1799 neuerlich ab und wird im sogenannten „Wiener Ingenieurstil” bis 1838 wieder aufgebaut und gegen Westen erweitert. Um diesen Westteil der Kirche aufzubauen wird kurzerhand ein Großteil des Palas der nahe gelegenen Fröhlichsburg abgerissen und als Steinbruch verwendet.
Den Hochaltar ist ein Werk des Bildhauers Franz Rinn, das Hochaltarbild von 1832 (Maria Himmelfahrt) malte Georg Wittmer, beide stammten aus Imst.
Linker Seitenaltar: Tod des hl. Josef von Martin Knoller (1725-1804).
Rechter Seitenaltar: Bild aus dem 17. Jahrhundert, stellt den hl. Jakob und die Mutter Anna dar.
Nordseitenaltar: Altar der Rosenkranzbruderschaft von 1876 mit Bild des hl. Freinademetz, gemalt von Stecher Erich 1983.
Taufstein aus dem Jahr 1737.
Kreuz im Presbyterium von Martin Adam (1938).
Bemalung des Chores: 1914 von Emmanuel Raffeiner (Jugendstil).
Bemalung des Langhauses: 1938 Johann Baptist Oberkofler
ST. BENEDIKT ist eine der bedeutendsten Kirchen der Kunsthistorie, da sie z. T. sehr gut erhaltene karolingische Fresken des 9.Jahrhunderts aufweist. Karolingisch ist aber nur mehr die Ost- und die Nordmauer, die West- und Südmauer sind romanisch. Die Kirche selbst hat eine rechteckige Saalform. Ursprünglich besaß die Kirche keinen Turm (mit Pyramidendach), derselbe ist erst im 12. Jahrhundert hinzugefügt worden. Im Zuge des Turmbaus wurde auch die Kirche ummantelt.
Dargestellt sind an der West-, also an der Altarwand, die mit den hufeisenförmigen, nach innen gebauten Apsiden besonders hervorsticht, in der etwas höheren Mittelnische: Christus, von zwei Engeln flankiert.
In der linken Nische der hl. Gregor, in der rechten der hl. Stephan.
Über den Nischen sind zehn Engelbüsten aufgemalt.
Eine Besonderheit stellen die zwischen den Nischen aufgemalten Figuren dar: Rechts der geistliche Stifter (der Bischof von Chur) und links, an der liturgisch eigentlich wichtigeren Seite, der weltliche Stifter (ein fränkischer Grundherr), den sein schnurumwundenes Schwert als Richtherrn über das Land ausweist. Der rechteckige Nimbus, der ihre Köpfe umgibt, weist sie zu Zeiten der Ausmalung der Kirche als lebend aus.
Einst war die Altarwand reich mit Marmor und Stuck dekoriert.
Auf der Nordwand sind Szenen aus dem Leben des hl. Paulus und der Gregorslegende dargestellt.
Gemeinsam mit den Fresken in der Kirche von St. Prokulus in Naturns zählen die Fresken von St. Benedikt zu den ältesten Fresken im deutschen Sprachraum. In St. Benedikt in Mals ist – europaweit – das einzige Freskoporträt eines fränkischen Grundherrn zur Zeit Karls des Großen zu sehen.
Die Klosterkirche St. Johann (Son Jon auf Rätoromanisch) im Val Müstair (dem Münstertale, einem Seitental des Vintschgaus), gleich hinter der Schweizer Grenze gelegen, ist eine nachgewiesene Gründung Karls des Großen und zählt zum „UNESCOWeltkulturerbe”. St. Benedikt gehörte ab 1170 dem Kloster St. Johann, musste ihm dafür zinsen. Anderseits musste Kloster St. Johann für den Erhalt der St. Benediktkirche in Mals Sorge tragen.
Heute ist St. Benedikt im Besitz der Fraktion Mals.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, diese so bedeutsame Kirche und ihre Freskenschätze zu beschreiben. Ich verweise auf zwei besondere Publikationen und zwar: „St. Benedikt in Mals” von Hans Notdurfter, und „Auf den Spuren der Romanik” von Helene Dietl Laganda, beide erschienen im „Tappeiner Verlag”.
Frau Helene Dietl Laganda ist die kompetenteste Kulturführerin in Mals, erreichbar unter
Telefon: (0039)-0473-831343
Mobiltelefon: (0039)-347-582-9015
Email: helene.dietl@dnet.it.
Bezüglich Öffnungszeiten, Führungen, usw. wenden Sie sich bitte auch ans Büro der
„Ferienregion Obervinschgau”
St.Benediktstraße 1
39024 Mals (BZ)
Tel: (0039)0473-831190
Email: mail@rolmail.net
www.ferienregion-obervinschgau.it
ST. MARTIN ist eine romanische Kir che mit Glockenturm (Pyramidendach), geht auf das 12. Jahrhundert zurück, dürfte aber älter sein, denn der hl. Martin gilt als fränkischer Nationalheiliger. Sein Mantel wurde von den merowingischen Königen als Reichskleinodie verehrt. Im 16. Jahrhundert erhielt die romanische Kirche einen gotischen, polygonalen Chorschluss und wurde auch nach Westen hin verlängert. Sie besitzt Kreuzgratgewölbe, Rundbogenfenster und Spitzbogenportal. St. Martin wurde 1276 von Meinhard II. den Zisterziensermönchen vom Stift Stams übertragen, war eine eigene Pfarrei mit dazu gehörigem Prälatenhaus („Stamserhaus”), Kirchanger und Friedhof, und wirkt noch heute mit Umfassungsmauer, Kirchsteig, Garten und Portal als eine in sich geschlossene Anlage. 1793 geht der ganze Komplex in die Hände der Familie Greil über (heute ausgestorben) und ist heute Privatbesitz der Familie Stocker. St. Martin gilt als älteste Pfarrei von Mals.
ST. JOHANN hat den schönsten der drei romanischen Kirchtürme von Mals. Die Kirche mit Glockenturm (Pyramidendach) wurde im 13. Jahrhundert gebaut. 1799 wurde sie von den Franzosen zerstört und in der Folge zu einem Wohnhaus, Stall und Stadel umgebaut. Reste der Kirchenfassade mit gotischem Spitzbogen und wunderbarer Schlussplastik sind noch an der Westseite zu sehen. Bis vor wenigen Jahrzehnten als Frühmesswidum genutzt, dient das Ensemble heute als Wohnung für den Kirchenorganisten.
ST. MICHAEL am Friedhof ist eine kleine spätgotische Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Die Krypta der Kirche findet als Totengruft Verwendung.
KAPUZINERKIRCHE: 1697 wurde das Kapuzinerhospiz gegründet und im Jahre 1699 wurde die Kapuzinerkirche im „Stil der Minderen Brüder” eingeweiht. Die Kirche hat einen abgesetzten, gerade abschließenden Chor, einen Dachreiter, Tonnengewölbe und eine Seitenkapelle (Maria Lourdes). 1991 haben die Kapuziner aufgrund von Nachwuchsmangel Mals wieder verlassen.
VIERZEHN NOTHELFERKIRCHE oder DREIFALTIGKEITS-KIRCHE: Diese Kirche am Nordrand von Mals wurde zwischen 1719 und 1720 erbaut und soll an der Stelle einer alten St.Ulrich-Kapelle stehen. Sie besitzt einen Dachreiter mit Zwiebelhaube, und einen abgesetzten, gerade abschließenden Chor (Kreuzgratgewölbe). Im Inneren des Rundbaues befinden sich ein zierlicher Barockaltar und die Ölbilder der 14 Nothelfer. Der obere Teil des Altarbildes (Krönung Mariens) stammt vom Malser Altarbildmaler Michael Praun, der untere Teil (14 Nothelfer) wurde von Christian Greiner 1735 ergänzt.
In Mals hält sich noch das Gerücht, dass Greiner den Reformator Martin Luther als Porträtvorlage für den fünften Nothelfer (von links) benutzt habe.
Der Schlüssel kann bei Familie Moriggl Fritz abgeholt werden,
Florastraße 32/b
Tel. (0039)-0473-831462.
Die Kirchen zum HL. NIKOLAUS und die JAKOBSKIRCHE (deren Vorgänger eine St. Victorianus-Kapelle gewesen sein soll), die einst am westlichen Ortsanfang von Mals, beim „Medardihaus”, standen, gibt es nicht mehr. Der Turm ist 1862 eingestürzt, kurz darauf auch das Kirchendach. Im Anschluss wurde die Kirche zu einem Stadel und einem Wohnhaus umgebaut. Von 1530 bis 1850 stand dort das erste Malser Spital.
Profane Sehenswürdigkeiten in Mals:
Aus dem Mittelalter stammen auch folgende Ansitze im Dorf Mals: (alphabetische Reihenfolge): Droßturm, Fröhlichsturm, Goldegg (auch Albersheim genannt), Lichtenegg, Malsegg, Pracassan und Turatschturm. Kurzbeschreibungen jeweils unter ihrem Anfangsbuchstaben.