G wie GLURNS
Mals und Glurns verbindet nicht nur eine einzigartige Schönheit des Dorf- respektive des Stadtbildes, die beiden Orte sind auch geschichtlich eng miteinander verwoben. Glurns ist mit ca. 900 Einwohnern die kleinste der acht Städte Südtirols. Die erste urkundliche Erwähnung von Glurns stammt aus dem Jahr 1163. Der Name Glurnis, Clurne, Clorno oder Glurens ist vorrömischen oder rätoromanischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Hasel- oder Erlen-Au. Die erste Ansiedlung des Dorfs Glurns befand sich im westlichen Teil der heutigen Stadt zwischen der Etschbrücke und dem Malser Tor.
1227 erhält Glurns eine eigene Pfarre. Das Dorf Glurns untersteht damals dem Bischof von Chur, während die Tiroler Landesfürsten eine benachbarte Ansiedlung fördern, die sich um die heutige Laubengasse befand. 1233 wird Glurns Sitz eines landesfürstlichen Gerichts. 1294 wird die Siedlung um die heutige Laubengasse als „burgum”, also als „befestigter Ort”, bezeichnet.
Im Jahr 1291 verleiht der Tiroler Landesfürst Meinhard II. Glurns das Marktrecht, im Jahr 1294 verlegt er sogar den Bartholomäusmarkt von Müstair nach Glurns. Als „Stadt” wird Glurns um 1304 das erste Mal schriftlich erwähnt. Die Tiroler Landesfürsten fördern die Ansiedlung durch zehnjährige Steuerbefreiung, und die Stadt profitiert von Weggebühren und Niederlagsgebühren (das Niederlagsrecht verpflichtete die durchreisenden Kaufleute, ihre Waren umzupacken und auch anzubieten). Vor allem wurde mit Salz gehandelt, das aus den Haller Salinen kam, aber auch mit Früchten aus Italien, Wein, Eisen- und Metallwaren, sowie mit Gewürzen.
1496 kam es in Mals und Glurns zu einem großen Kongress, zu dem der damalige König und spätere Kaiser Maximilian geladen hatte, und zwar den Herzog von Mailand (Ludovico il Moro), den päpstlichen Legaten (Chieregati), die Botschafter Spaniens (Fonseca, Albions), Venedigs (Foscari), Savoyens, Montferrats, Neapels und anderer italienischer Staaten. Am 20. Juli 1496 wurde in Mals verhandelt, am 21. Juli in Glurns. Grund für den Kongress war eine anti-französische Allianz, die Maximilian schmieden und einen anti-französischen Feldzug in Italien, den Maximilian finanziert haben wollte. Das Ergebnis des Kongresses war aber so dürftig und der Widerstand der deutschen Reichsfürsten so groß, dass der Feldzug gegen die Franzosen (die 1494 in Italien eingebrochen waren) letztlich nicht zustande kam.
Im Mai 1499, nach der Schlacht an der Calven, wurden Mals und Glurns von den siegreichen Bündner Truppen gebrandschatzt. Der Wiederaufbau von Glurns, gewollt und gefördert von Kaiser Maximilian, geschah nach den Plänen des Festungsbaumeisters Jörg Kolderer. Auch das Gericht Mals wurde definitiv nach Glurns verlegt.
1528 verlieh Kaiser Ferdinand das Stadtwappen.
Die Befestigungen wurden 1580 fertig gestellt, waren aber aufgrund der militärtechnischen Entwicklungen mittlerweile überholt.
Auch durch die Änderung der Handelsrouten verlor Glurns langsam seine einstige Bedeutung.
Glurns hatte einige Male unter Bränden und auch mehrmals unter Hochwasser von Etsch und Rambach zu leiden, ganz besonders aber durch die Überschwemmung, die am 16. Juni 1855 vom Haider See ausging.
Erst ab den 1970er-Jahren des 20. Jahrhunderts begann unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Alois Riedl und unter Mitwirkung mehrerer Universitäten und Hochschulen eine umfassende Sanierung und Revitalisierung der Stadt. Heute ist sie ein Schmuckstück der besonderen Art und gereicht dem Oberen Vintschgau zur besonderen Ehre.
Sakrale Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt Glurns:
St. Laurentius: Außerhalb der Stadtmauern in den Tawenzwiesen (Richtung Tartscher Bühel) gelegen. Bau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Heute sind nur mehr die Grundmauern auf sechseckigem Grundriss erhalten.
St. Martin mit Umfriedung (Richtung Glurnser Köpfl gelegen). 1668 errichtet. Hölzerner Dachreiter mit Spitzhelm, gerader Chorschluss, Flachdecke. Viereck und Lünettenfenster. St. Martin bildet mit der angebauten, zum Teil älteren Einsiedelei eine architektonische Einheit. St. Jakob mit ehemaligem Friedhof beim Söleshof. 1178 das erste Mal erwähnt, Bau 16. Jahrhundert, polygonaler Chorschluss, maßwerkgeschmückte Spitzbogenfenster, Fassaden-Glockenmauer, Gratgewölbe. 1799 abgebrannt, von den jetzigen Besitzern, Christine und Walter Rizzi, in den letzten Jahren wieder aufgebaut.
Profane Sehenswürdigkeiten: Die Laubengasse, die Stadtmauern mit Wehrgängen, die (z.T. begehbaren) Tortürme (mit verschiedenen Fresko- und Wappenmalereien), zahlreiche Patrizierhäuser.
Gloria Vallis: Turm aus dem 13. Jahrhundert mit gotischem Anbau. An die Stadtmauer angebaut. Im Erdgeschoss des Turmes Sichtmauerwerk, Rundbogentüren, teilweise vermauerte Fensteröffnungen und eine Tramdecke.
Spatzenturm mit Hofraum: Gotischer Bau mit Resten eines romanischen Turmes. Im Keller Tonnengewölbe mit Stichkappen, gemauerter Stiegenaufgang. Am Turm Sichtmauerwerk, vermauerte Rundbogenöffnung, am Wohnhaus Flacherker an der Ostseite, Flachbogentür.