C wie CALVENSCHLACHT
Laatsch und das Münstertal waren Schauplatz des schlimmsten kriegerischen Ereignisses, das Tirol während des Mittelalters zu erleiden hatte, die Schlacht an der Calven (Chavalaina auf rätoromanisch) vom 22. Mai 1499, die zwischen den habsburgischen Truppen einerseits und Verbänden der Drei Bünde anderseits stattfand. Innerhalb weniger Stunden fielen ca. 4.000 Kämpfer, wobei die Bündner, die die habsburgischen Stellungen auf abenteuerlichen Bergpfaden umgangen hatten und den ahnungslosen Habsburgern in den Rücken gefallen waren, den Sieg auf dem Schlachtfeld an der Calven (eine Ebene am Eingang des Münstertales) davontrugen. Sie metzelten alles nieder, was ihnen in die Quere kam, und der Vintschgau wurde bis nach Schlanders verwüstet und gebranndschatzt. Wenn man bedenkt, dass bei allen Berg-Isel-Schlachten von 1809 nicht mehr als 1.500 Mann gefallen sind, kann man sich das Ausmaß des Gemetzels von 1499 vorstellen. Trotzdem wird diese blutige Schlacht in den Tiroler Geschichtsbüchern meist mit nur wenigen Zeilen abgehandelt.
Ein besonderes Drama spielte sich für die im Oberen Vintschgau ansässigen Gotteshausleute ab, die einerseits dem Bischof von Chur untertan waren, anderseits auf tirolischem Herrschaftsgebiet lebten und emotional vielfach mit den Leuten der Drei Bünde sympathisierten. Sie standen sprichwörtlich zwischen Hammer und Amboss. Ihr Zeichen war ein weißes, gleichseitiges Kreuz (ähnlich dem Kreuz in der heutigen Schweizer Fahne). Im 15. und 16. Jahrhundert waren ca. 25% der Bevölkerung von Mals Gotteshausleute. Die Untertanen der Tiroler Grafen (und später also der Habsburger) wurden Herrschaftsleute genannt. Wenn ihr Besitz den Tiroler Grafen gehörte, führten sie oft das rote Andreaskreuz, das heute noch an zahlreichen Häusern des Oberen Vintschgaus zu sehen ist. Im Oberen Vintschgau gab es dann noch zusätzlich die Klosterleute, die den Klöstern Marienberg, Stams (Inntal) und St. Johann (Müstair) zur Gefolgschaft verpflichtet waren, da sie deren Güter und Besitzungen bearbeiteten. Der Gotteshausbund wurde am 29. Januar 1367 in Chur mit dem Ziel geschlossen, eine schleichende Übernahme des Bistums Chur durch das Haus Habsburg zu verhindern. Damit reagierten die bischöflichen Untertanen, die sog. Gotteshausleute, auf den Versuch von Bischof Peter Gelyto, alle seine Besitzungen gegen eine Rente an Habsburg zu übertragen. Unterengadin, Münstertal und Oberer Vintschgau (auch „Gericht Untercalven” genannt”) waren lange zwischen der Grafschaft Tirol und dem Bistum Chur umstritten. Während die ersten beiden die Herrschaft der Habsburger als Grafen von Tirol abschütteln konnten, schied das Gericht Untercalven als letzter Teil des Vintschgaus erst 1618 aus dem Gotteshausbund aus. Hauptort des Gotteshausbundes war die Stadt Chur. Der Obere Bund, auch Grauer Bund genannt, entstand als Reaktion auf zahlreiche Fehden und Kleinkriege zwischen den Adelsgeschlechtern Belmont, Sax-Misox, Rhäzüns, Vaz, Werdenberg, dem Kloster Disentis und dem Bischof von Chur. Am 16. März 1424 wurden seit 1395 bestehende Bündnisse zwischen einzelnen Adligen und deren Untertanen in Trun als Oberer oder Grauer Bund auf ewige Zeiten verlängert. Der Gotteshausbund, der Obere oder Graue Bund und der Zehngerichtebund schlossen sich im 15. Jahrhundert zu den Drei Bünden zusammen und waren ein Freistaat im Gebiet des heutigen Kantons Graubünden. Seit 1497/98 waren die Drei Bünde als Zugewandte Orte mit der Schweizer Eidgenossenschaft verbunden.
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