W wie WAALE
Der Vintschgau hat durchschnittlich 500-600 mm Jahresniederschlag, vergleichbar mit den Trockenzonen Siziliens. Um in diesem Klima landwirtschaftliche Erträge zu erreichen, hatten die Bewohner des Tales schon sehr früh ein eigenes Bewässerungssystem angelegt, die sogenannten Waale (erstmals bereits 1136 erwähnt). Diese Waale sind künstlich angelegte Bewässerungskanäle, die z. T. über viele Kilometer das Leben spendende Wasser heranführen. Oft dienen sie aber auch als Zuleitung für Mühlen und Sägewerke.
Die Bezeichnung „Waal” stammt wahrscheinlich vom lateinischen „aquale” ab, einige Sprachforscher legen dem Wort „Waal” aber die keltische Bezeichnung für Wasser „buool” zugrunde, auch weil man im Vintschger Dialekt im Singular nicht „dr Waal” sondern „dr Wool” sagt. Die Waal-Wasserwirtschaft im Vintschgau kennt über fünfhundert eigene Fachbegriffe, deren Großteil aus dem deutschen, aber wichtige Grundwörter wie „Road” oder „Tschött” aus dem rätoromanischen Wortgut stammen.
Die sieben Hauptwaale (auch Tragwaale genannt), die von der Etsch abzweigen und ihr Wasser auf den Schuttkegel der Malser Haide führen, heißen: Frühlingswaal, Töschgwaal, Larginwaal, Magriewaal (auch Makriegwaal und fälschlicherweise zu Kriegwaal verballhornt), Fassawaal, Latinawaal und Glurnser Wiesenwaal.
Der lange Zeit ungenutzte Oberwaal in Mals wurde zwischen 2009 und 2011 von einer Gruppe engagierter Malser Bürger, gemeinsam mit der Forstbehörde und der Fraktionsverwaltung von Mals, wieder in Stand gesetzt und führt von Juni bis Oktober wieder Wasser.